Wegen Corona-Pandemie: Aids-Erkrankungen nehmen beunruhigende Maße an

Befürchtungen der Vereinten Nationen zufolge kann die Bekämpfung der Corona-Pandemie zu einem Anstieg der Aids-Infektionen führen. Welcher Zusammenhang besteht hier?

Aids-Erkrankungen nehmen drastisch zu seit der Corona-Pandemie
© ManoAfrica@Getty Images
Aids-Erkrankungen nehmen drastisch zu seit der Corona-Pandemie

War 2019 ein erfolgreiches Jahr im Kampf gegen HIV mit einem neuen Durchbruch, der zwei Aids-Patienten zur Genesung verhalf, so ist das Jahr 2020 überschattet durch einen enormen Rückschritt in der Aids-Behandlung, wie jetzt bekannt wird.

Im Jahr 2020 könnte es wegen der weltweiten Lockdowns bis zu 293.000 zusätzliche HIV-Infektionen und 148.000 zusätzliche Aids-Tote geben. Wie kann es sein, dass der in vielen Ländern geltende Lockdown die Zahl der Aids-Infektionen in die Höhe treibt?

HIV-Infektionen nehmen zu

Die Exekutivdirektorin des UN-Aidsprogramms (UNAIDS), Winnie Byanyima, erklärt die Zusammenhänge in einer Video-Pressekonferenz der Entwicklungsorganisation ONE zum diesjährigen Welt-Aids-Tag am 1. Dezember.

Grundsätzlich sind die Gesundheitsdienste vieler Länder durch das Ringen mit der Corona-Pandemie derart überlastet, dass die Kräfte und Mittel zur Bekämpfung anderer Krankheiten sehr beschränkt sind oder fehlen.

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Düstere Prognose: HIV-Infektionen und Aids-Todesfälle werden extrem zunehmen.  Yannick Tylle@Getty Images

Junge Frauen vermehrt gefährdet

Die Gründe für den weltweiten Anstieg der HIV-Infektionen sind vielschichtig. So haben die mit den Lockdowns verbundenen Schulschließungen zu einer höheren Zahl an Vergewaltigungen geführt. Junge Mädchen und Frauen sind fern der sie schützenden Ausbildungsstätten besonders gefährdet.

Ferner kommen wegen der Lockdowns weniger Menschen zu Aids-Tests oder zu Behandlungen ihrer Erkrankung. Der Abbruch von Aids-Medikamenten kann lebensgefährlich sein und sorgt auf jeden Fall für eine weitere Verbreitung des Virus.

Winnie Byanyima berichtet zudem von einem weiteren Phänomen: Personen aus Risikogruppen für HIV-Infektionen werden häufig auch als Sündenböcke für die Corona-Pandemie betrachtet und somit noch weiter ausgegrenzt und diskriminiert.

Als Folge davon nehmen im Sexbusiness arbeitende Menschen, Drogenabhängige und Homosexuelle viel weniger die Leistungen von Gesundheitsdiensten in Anspruch.

2019 sterben 690.000 Menschen an Aids

Im letzten Jahr werden weltweit 1,7 Millionen HIV-Neuinfektionen und 690.000 Aids-Tote gezählt. Peter Sands, Leiter des Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria, ruft dazu auf, die HIV-Infektion nicht aus dem Blick zu verlieren, nur weil wohlhabende Länder derzeit scheinbar weniger davon betroffen sind.

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