Stille Luftnot bei Covid-19: Können wir ersticken, ohne es zu bemerken?

Woher kommt die extrem gefährliche, stille Luftnot bei einigen Corona-Patienten? Ein Forscherteam untersucht, wieso Betroffene ohne äußerliche Beschwerden einen alarmierend geringen Sauerstoffgehalt aufweisen. Ihre Entdeckungen schockieren!

Wissenschaftler warnen vor der stillen Luftnot durch eine Corona-Infektion.
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Wissenschaftler warnen vor der stillen Luftnot durch eine Corona-Infektion.

Es ist eine beunruhigende Beobachtung, die Wissenschaftler auf der ganzen Welt bei Corona-Patienten machen müssen: Ohne dass sie andere Virus-typische Symptome aufweisen, wie zum Beispiel Husten oder Geschmacksverlust, leidet ihr Körper unter einem extrem gefährlichen Sauerstoffgehalt. Wie kann dieser so geringe Werte annehmen? Und wieso werden die Betroffenen dabei nicht ohnmächtig?

Coronavirus im Gehirn unterdrückt Ohnmacht-Alarm

Diesen Fragen geht ein Expertenteam der Boston University rund um Seniorautor Bela Suki nach. Mittlerweile wissen wir bereits, dass sich das Coronavirus seinen Weg bis ins Gehirn bahnen kann.

Das Team sieht darin einen möglichen Grund dafür, dass die Betroffenen trotz eines niedrigen Sauerstoffgehalts nicht ohnmächtig werden. Das Virus befällt unser Atemzentrum im Gehirn und sorgt so für die Fehlfunktion des ausbleibenden Alarms.

Doch die größte Frage hat bislang noch offen gestanden: Warum haben die Patienten so wenig Sauerstoff im Blut - und das in einer so frühen Phase des Virus-Befalls? Nach genaueren Untersuchungen finden sie heraus, dass die Durchblutungssteuerung der Lunge unter einer Corona-Infektion leidet.

Während unser Körper normalerweise in der Lage ist zu erkennen, dass das Blut in erster Linie dorthin fließen soll, wo der Luftaustausch einwandfrei funktioniert - also eben nicht in geschädigte Bereiche der Lunge - ist dies bei den besagten Patienten nicht mehr der Fall.

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Die stille Luftnot kann sogar tödlich enden. Rawpixel.com@Adobe Stock

Regulation der Lunge durch Virus gestört

Ganz im Gegenteil: Bei ihnen wird das Blut genau in jene kaputte Teile der Lunge geleitet, so dass die Umleitung des Blutflusses nicht mehr stattfindet. Das Resultat ist dann der gefährliche niedrige Sauerstoffgehalt, vor dem das amerikanische Forscherteam nun warnt.

Gepaart mit Blutgerinnseln und Embolien in den kleinen Lungenäderchen, die zusätzlich den Gasaustausch beeinträchtigen, ist die stille Hypoxämie, also Luftnot, möglich. Wissenschaftler:innen erklären:

Wenn solche thrombotischen Embolien in den Frühstadien von Covid-19 auftreten, können sie die Fehldurchblutung der Lunge und Hypoxämie verstärken.

"Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf dieses Virus", fasst Suki zusammen. Genau deswegen ist es aus ärztlicher Sicht wichtig, mit Störungen bei der Regulation der Lungenfunktion zu rechnen, selbst wenn die Patienten selbst keine Corona-typischen Symptome aufzuweisen scheinen.

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