Covid-19: WHO zieht erstmals Übertragung über die Luft in Erwägung

Anfang Juli fordern 200 internationale Wissenschaftler von der WHO und internationalen Gesundheitsbehörden, dass sie eine Übertragung des Coronavirus über die Luft in den Blick nehmen müssen.

WHO zieht Übertragung über die Luft in Erwägung
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WHO zieht Übertragung über die Luft in Erwägung

Was wäre, wenn wir Covid-19 einfach nur beim Reden oder sogar Atmen übertragen würden? Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie zieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun eine potenzielle Übertragung des Virus über die Luft in Erwägung, nachdem es "immer mehr Beweise" dafür gegeben hatte. WHO-Expertin Benedetta Allegranzi erklärte am Dienstag:

Wir sehen, dass es gewisse Beweise gibt und unter deren Berücksichtigung sollten wir offen gegenüber den Erkenntnissen sein sowie für die Maßnahmen, die entsprechend getroffen werden müssen.

Tröpfcheninfektion oder Übertragung über die Luft?

Im Laufe der Covid-19-Pandemie, die gerade die gesamte Welt heimsucht, gingen die WHO und die beratende wissenschaftliche Gemeinschaft stets davon aus, dass sich das Virus über den Speichel überträgt. Das heißt, Mikrotöpfchen, die von infizierten Personen ausgestoßen werden.

Anfang Juli appellieren jedoch 200 internationale Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Clinical Infectious Diseases von Oxford dafür, auch einen anderen Übertragungsweg in Betracht zu ziehen: Und zwar über die Luft. Was wiederum neue Sicherheitsmaßnahmen erfordern würde. Die WHO-Expertin erklärt:

Die Möglichkeit einer Übertragung über die Luft, an öffentlichen Orten, vor allem stark frequentierten, kann nicht ausgeschlossen werden. Allerdings müssen nach wie vor Beweise gesammelt und ausgewertet werden. In geschlossenen Räumen ist eine effiziente Ventilation sowie eine physische Distanz zu gewährleisten. Wenn dies nicht möglich ist, empfehlen wir das Tragen von Masken.

Der Höhepunkt der Pandemie ist "noch nicht erreicht"

Im Hinblick auf die Situation in Südamerika, den USA und bald in Afrika warnt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus außerdem vor dem aktuell erneuten Anstieg des Virus und erklärt, dass der Höhepunkt der Pandemie noch nicht erreicht sei:

Die Epidemie nimmt weiter zu und wir haben den Höhepunkt der Pandemie noch nicht erreicht. Obwohl es so scheint, als stagniere die Anzahl der Todesfälle weltweit, machen in Wirklichkeit einige Länder große Fortschritte beim Rückgang der Todeszahlen, während in anderen Ländern die Zahlen weiter steigen.

Zur Erinnerung: Weltweit wurden bereits 11,4 Millionen Fälle gemeldet und 535.000 Menschen sind innerhalb von sechs Monaten an dem Virus gestorben.

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