Coronavirus: Kann man ein zweites Mal an Covid-19 erkranken?

Eine Reaktivierung des Virus aufgrund von fehlender Immunisierung oder aufgrund einer Virusmutation? In Südkorea wirft die erneut nachgewiesene Infektion bei Personen, die die Krankheit bereits überstanden haben, Fragen auf.

Coronavirus: Kann man mehrmals an Covid-19 erkranken?
© d3sign / Getty Images
Coronavirus: Kann man mehrmals an Covid-19 erkranken?

Kann man mehrmals am Coronavirus erkranken? Diese Frage stellt sich erstmals, als chinesische Patienten, die bei ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus negativ getestet werden und später erneut positiv getestet werden. Dieses Phänomen wird nun durch neue Zahlen untermauert, die letzten Sonntag von den südkoreanischen Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (KCDC) präsentiert werden.

Personen in Südkorea erkranken erneut

Am 19. April wird nämlich verkündet, dass 16 weitere Personen erneut an Covid-19 erkrankt sind, im Durchschnitt 13 Tage nach Ende der Quarantäne, so Yahoo News. Bereits am 13. April berichtet die Nachrichtenagentur Reutersvon 116 ähnlichen Fällen in Südkorea.

thumbnail
In Südkorea steigt die Zahl der wiedererkrankten Personen   dowell@Getty Images

Zum derzeitigen Zeitpunkt beträgt die Gesamtzahl der wiedererkrankten Personen in Südkorea schon 179. Erstaunlich ist, dass die Neuerkrankungen in der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen mit 41 Fällen am häufigsten sind. Bei den 50- bis 59-Jährigen sind es lediglich 32 Fälle.

Immunologie noch weitgehend ungeklärt

Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärt Jung Eun-Kyeong, die Generaldirektorin der KCDC, dass der genaue Grund für diese Positivtestungen noch unbekannt ist. Sie hält jedoch eine "Reaktivierung" des Virus wahrscheinlicher als eine Neuinfektion. Bei einer Erkrankung am Virus reagieren die Patienten nämlich sehr wohl mit einer körpereigenen Immunabwehr und einer Bildung von Antikörpern, wie die Forscher beobachten können. Angesichts dessen sei es nicht möglich, mehr als einmal an Covid-19 zu erkranken.

Untersucht werden muss auch die Möglichkeit, dass das Virus mutiert – wie dies etwa beim Grippevirus der Fall ist, weshalb die Grippeimpfung jedes Jahr verändert werden muss. Bis jetzt ist beim Coronavirus jedoch noch keine Veränderung zu beobachten. "Das SARS-CoV-2 scheint im Vergleich zur Influenza eine eingeschränkte genetische Veränderbarkeit an den Tag zu legen", erklärt Jean-Claude Sirard, Forscher des Institut Pasteur in Lille, bereits im März im Gespräch mit La Voix du Nord. Er lehnt sich jedoch nicht zu weit aus dem Fenster: "Die Immunologie des Virus ist derzeit noch nicht gut bekannt."

Mehrere Theorien werden untersucht

Jung Eun-Kyeong geht eher davon aus, dass es sich bei den neuerlichen Positiv-Testungen um Fälle handelt, bei denen es davor zu falsch-negativen Ergebnissen kommt, da die Tests nicht zu 100 % zuverlässig sind. Es ist möglich, dass auch bei symptomfreien Patienten noch eine schwache Viruslast im Körper vorhanden ist. Das Virus "schläft" sozusagen und kann später zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führen, wenn es in die Lunge gelangt. Die KCDC werden also eine epidemiologische Untersuchung durchführen, so deren Leiterin:

Wir gehen zwar davon aus, dass die Reaktivierung der wahrscheinlichste Grund ist, führen aber eine tiefgehende Studie zu diesem Thema durch. Es gab zahlreiche Fälle, in denen ein Patient während der Behandlung an einem Tag negativ und am nächsten Tag wieder positiv getestet wurde.

Südkorea ist als eines der ersten Länder von der Pandemie betroffen, zählt aber dank eines äußerst umfassenden Testungssystems "nur" 10.635 Infektionen und 232 Todesfälle. Das Land gilt deshalb nun als drittsicherstes Land hinsichtlich der Covid-19-Epidemie. Diese neuen Entwicklungen in Südkorea werden deshalb nun mit besonderem Interesse verfolgt.

Covid-19: Warum ein milder Verlauf nicht zwangsläufig ein gutes Zeichen ist Covid-19: Warum ein milder Verlauf nicht zwangsläufig ein gutes Zeichen ist