Kreditkarte und Gesichtserkennung: Deshalb haben die Briten keine Angst vor staatlicher Überwachung

Die Sicherheit unserer Daten und Privatsphäre spielt für die Menschen in Deutschland eine große Rolle. In vielen anderen Ländern rücken die Menschen ihre Daten deutlich bereitwilliger heraus. Woran liegt das und welcher Umgang ist der richtige?

Bargeldloses Bezahlen ist in vielen Ländern schon ganz normal
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Bargeldloses Bezahlen ist in vielen Ländern schon ganz normal

Privatsphäre und Datenschutz wird in Deutschland großgeschrieben. Während in den meisten anderen Ländern häufig nur noch bargeldlose Bezahlung möglich ist, ist in Deutschland das Gegenteil der Fall.

Obwohl die Deutschen seit dem Beginn der Corona-Pandemie eher zum kontaktlosen Bezahlen neigen, haben die meisten doch immer noch etwas Bargeld dabei.

Woran das liegt und warum in anderen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien, so viel lockerer mit dem Datenschutz umgegangen wird – damit beschäftigt sich der Journalist Marten Hahn von Welt.

"Ich hab‘ doch nichts zu verbergen"

In vielen anderen Ländern ist es gang und gäbe, dass alles mit Kreditkarte gezahlt wird. Die skandinavischen Länder sind genau wie Großbritannien ganz vorne mit dabei.

Wer den Briten mit dem Thema Datenschutz anrückt, erntet meist nur ein Schulterzucken – man hat schließlich nichts zu verbergen. In Deutschland sehen wir die Dinge etwas anders.

Nur weil man nichts zu verbergen hat, muss man doch nicht irgendwem, den man nicht kennt, alle Daten und ein lückenloses Bewegungsprofil auf dem Silbertablett liefern.

Nicht der Regierung und schon gar keinen Unbefugten. Das Vertrauen der Deutschen in alles, was mit Überwachung und Kontrolle zu tun hat, ist sehr gering. Doch woran liegt das?

Überkritisches Misstrauen oder blindes Vertrauen?

Natürlich kann die Ursache in historischen Erlebnissen liegen. Die Deutschen haben durch die DDR am eigenen Leib erfahren, was es heißt, in einem Überwachungsstaat zu leben.

Und nachdem sich die Regierung im Dritten Reich plötzlich gegen die eigenen Bürgerinnen und Bürger gestellt hat, möchte man doch, dass sie möglichst wenig über einen wissen.

Und vielleicht ist diese kritische Betrachtungsweise in Zeiten, in denen Rassismus und populistische Parteien wieder an Zuwachs gewinnen, nicht einmal verwerflich. Die Briten jedenfall betrachten dieses Thema, zumindest für deutsche Verhältnisse, nicht kritisch genug.

Wenn Maschinen entscheiden

Dabei hat Großbritannien seit Verabschiedung der sogenannten "Snooper’s Charter" im Jahr 2016 so viel Macht über die Daten der Bevölkerung wie sonst kaum ein anderes Land.

Hinzu kommen knapp sechs Millionen Überwachungskameras, die die Behörden nun mit einem elektronischen System zur Gesichtserkennung nutzen.

Darüber sollen Tatverdächtige und Vermisste gesucht werden. Umfragen zufolge hat kaum ein Brite etwas gegen dieses Vorgehen. Allerdings stellt hierbei nicht nur der Datenschutz ein Problem dar.

Auch die mangelhafte Funktionsweise des Systems in Bezug auf unterschiedliche Gesichtsfarben ist eine Problematik, die schnell zum maschinengemachten Rassismus führen kann.

Das wirft ganz neue Fragen auf: wer entscheidet überhaupt, wer gesucht wird und wer profitiert von unseren Daten? Nicht nur in dieser Hinsicht scheint Großbritannien, Verbesserungsbedarf zu haben.

Auch ihre Impfstrategie, die bis vor Kurzem die Welt wegen ihrer Geschwindigkeit staunen ließ, war scheinbar nicht sorgfältig geplant, sodass nun Millionen an Impfdosen für die zweite Impfung fehlen.

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